Beratung von schwangeren Flüchtlingen: Niederbayern ist Standort für Modellprojekt
Gudrun Zollner: In Deggendorf suchen besonders geschulte Beraterinnen die Frauen direkt auf

Geflüchteten Schwangeren wird in Deutschland besser geholfen: Am 31. Januar 2017 startete offiziell das Beratungsprogramm „Schwangerschaft und Flucht“ von Donum Vitae, das von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion angestoßen wurde und vom Bundesfamilienministerium finanziell unterstützt wird. Einer der 30 bundesweiten Standorte, an dem die Beraterinnen die schwangeren Frauen aufsuchen, ist Deggendorf in Niederbayern, das teilt die Bezirksvorsitzende der Frauen-Union Niederbayern und stellvertretende Landesvorsitzende von Donum Vitae Bayern, Gudrun Zollner, anlässlich der Auftaktveranstaltung in Berlin mit.
"Wir wollen nicht, dass diese Frauen und ihre zukünftigen Kinder allein gelassen werden“
Hintergrund: Schwangere sind unter den Flüchtlingen eine besonders verletzliche Gruppe. Oftmals leiden sie unter schrecklichen Erinnerungen und Erfahrungen der Flucht, manche auch unter sexueller Gewalt. „Das ist extrem belastend, die Frauen befinden sich deshalb oft in einer Ausnahmesituation, die durch die bestehende Schwangerschaft noch verschärft wird. Wir wollen nicht, dass diese Frauen und ihre zukünftigen Kinder allein gelassen werden“, betont Gudrun Zollner.
Das Besondere an diesem Projekt ist, dass es „aufsuchende Beratung“ bietet. Das bedeutet, dass sich die Frauen nicht an eine Beratungsstelle wenden müssen, sondern die Beraterinnen in die Unterkünfte der Flüchtlinge kommen. Die Beraterinnen sollen dabei unter anderem „Lotsen“ in die bestehenden Hilfs- und Beratungsangebote sein. Unterstützt werden sie von Dolmetscherinnen, die für diese Aufgabe speziell qualifiziert werden. Zusätzlich werden fremdsprachige Infomaterialien entwickelt.
Deggendorf einer von 30 bundesweiten Modell-Standorten
Gudrun Zollner freut sich, dass mit Deggendorf – von dem aus auch Landau und Dingolfing mitbetreut werden - einer der bundesweit 30 Modellstandorte in Niederbayern liegt. Weitere bayerische Standorte sind Traunstein/Freilassing, Mühldorf, Haar, Fürstenfeldbruck und Bamberg. „Das ist wichtig, denn neben lebenspraktischen Fragen zu Geburtsmöglichkeiten und finanzieller Unterstützung geht es in den Beratungsgesprächen vor allem um psychosoziale Beratung. Weitere wichtige Fragen sind der Schutz vor sexuellen Übergriffen, Informationen zu Verhütung und weiterführenden Gesundheitsangeboten durch Hebammen und Gynäkologen“, so die Bundestagsabgeordnete.
In Deggendorf haben die Vorbereitungen zu „Schwangerschaft und Flucht“ bereits Mitte vergangenen Jahres mit dem Start des Modellprojekts begonnen. Seit Herbst 2016 ist eine Fachkraft von Donum Vitae Bund an der Deggendorfer Beratungsstelle tätig und bereits mit schwangeren Flüchtlingsfrauen in Unterkünften und Wohnungen in Kontakt. Neben der reinen Beratungsarbeit war eine wichtige Aufgabe, das Projekt bei allen möglichen Partnern in und um Deggendorf bekannt zu machen.
Bereits 2015 eine Initiative der Frauen-Union
Die ursprüngliche Initiative, Flüchtlingsfrauen besser zu helfen, ist von der niederbayerischen Frauen-Union ausgegangen. Unter dem Vorsitz von Gudrun Zollner wurde bereits 2015 in einem Positionspapier unter anderem eine psychosoziale Beratung für die Flüchtlingsfrauen gefordert. Im vergangenen Jahr hat zusätzlich die Landesversammlung der Frauen-Union den besseren Schutz von Flüchtlingsfrauen unterstützt, beispielsweise ging es dabei um separate Unterkünfte für Frauen und Kinder. Der CSU-Parteitag hat dies im November 2016 an die Landtagsfraktion überwiesen.